Spitzensport und Geselligkeit beim Festabend |
Veröffentlicht von Administrator (wb_admin) am 10.01.2019 |
Unterneukirchen (kam, kamh, cal). Porzellanlöwe vom Ministerpräsidenten, Goldmedaille für Lo-kalmatadorin, Ehrenteller für Flachländer, kurze Grußworte für Weitenjäger - der Festabend im Rahmen der Bayerischen und Deutschen Meisterschaften vom 3. bis 6. Januar in Unterneukirchen wurde zum Abbild der Mammutveranstaltung: Spitzensport und Geselligkeit ohne ganz großes Tohuwabohu.
Unter den aus ganz Deutschland stammenden Gästen im, durch die Wetterkapriolen nicht ganz vollbesetzten Saal der Brauereigaststätte Leidmann waren auch viele ehemaligen SVU-Weitschützen, die in den 70er- und 80er-Jahren unzählige Welt- und Europameistertitel in den 3000-Einwohner-Ort brachten. Mit diesem Hintergrundwissen sind zwei Fakten kaum zu glau-ben. Zum einen richtete die Stocksport-Hochburg Unterneukirchen zuletzt vor knapp 40 Jahren eine Deutsche Meisterschaft im Eisstock-Weitschießen aus. 1981 nahm das Turnier aus heimi-scher Sicht ebenfalls einen freudigen Verlauf. Bei den Herren gewann Hans Pfaffinger vom SV Halsbach die Goldmedaille. Zum anderen konnte der SVU zuletzt vor genau 40 Jahren eine na-tionale Goldmedaille feiern. Letzter grünweißer Held war Ludwig Aigner, der 1979 auf dem Schliersee triumphierte. Vier Jahrzehnte später schlug die 22-jährige Postangestellte Annalena Leitner mit dem souveränen Gewinn der 1. Deutschen Damen-Meisterschaft ein neues Kapitel schwarzrotgoldener Eisstock-Geschichte auf.
Es ist vollbracht! - Nach unzähligen Bayerischen Meistertiteln und Siegesserien konnte sich Annalena Leitner nach einem perfekten zweiten Versuch auf ein Weite von 118,70 Metern ziemlich sicher sein, dass ihr jahrelang gehegter Traum, der Eintrag in die schwarzrotgoldenen Geschichtsbücher des Eisstocks als 1. Deutsche Meisterin kaum mehr zu nehmen ist.
Bürgermeister Georg Heindl dankte der Stocksportabteilung als "erstes großes sportliche Aushängeschild". Dieter Wüst sah die viertägige Meisterschaft als "super Start in das Sportjahr 2019". Außerdem bedachte der BLSV-Kreisvorsitzende den "sagenumwobenen Weltrekord", den der leider schon verstorbene Manfred Zieglgruber am 9. Dezember 1989 auf dem Seeoner See mit fantastischen 566,53 Metern aufstellte. "Funktionäre aus verschiedenen Landkreisen sind ver-antwortlich, dass diese beiden Meisterschaften funktionieren", so Stephan Mayer. Für den Par-lamentarische Staatsekretär und Bundestagsabgeordnete aus Neuötting, den Hauptorganisator Christoph Neugirg als "besten Schirmherrn, den man sich wünschen kann" bezeichnete, ist das Eisstockschießen eine der gesellschaftsträchtigsten Sportarten, weil es "von jung bis alt sowie jung und alt gemeinsam gespielt werden kann". SVU-Vorsitzender Jochen Englmeier erinnerte an die Feierlichkeiten nach den ersten großen Erfolgen 1971 - Manfred Zieglgruber Deutscher Meister, Ludwig Aigner Deutscher Jugendmeister und Vize-Europameister - mit Autokorso und Fackelzug. Zudem ging er auf die Sportstätten. Anfang der 70er Jahre trainierten die Weitschüt-zen auf der Mauerberger Straße, die zu diesem Zweck kurzfristig gesperrt wurde. 1974 wurde auf dem Gelände der Vereinsgaststätte Raspl eine der ersten Weitschieß-Anlagen Bayerns errichtet. Mit der Einweihung des Sportpark1994 bekamen die Weitenjäger eine neue, 130 Meter lange Bahn. Das zwischenzeitlich angeschaffte Zelt, mit dem etwa die Hälfte der Bahn überdacht war, wurde 2012 durch eine gigantische Stocksporthalle abgelöst. Da die Anlage im Sportpark auf der Gesamtfläche von 136 x 12 Meter geschlossenen ist, ist sie nach Überzeugung von Peter Simon aus Maisach sogar die größte der Welt. Seine erklärenden Worte "Winklarn hat höchstens den längsten Carport der Welt" wurde mit tosendem Beifall bedacht. In seiner Eigenschaft als Weitenfachwart des Bayerischen Eissport-Verbandes (BEV) überreichte Simon beim Festabend dem Bayerischen Meister der Herren, Markus Schätzl vom SV Oberbergkirchen, den begehrten Por-zellanlöwen des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. Außerdem hatte Simon für die fleißigen Helfer ein flüssiges Geschenk parat, dass bei der Helferfeier geköpft wird. DESV-Weitenfachwart Matthias Winkler erinnerte sich noch ganz genau, als er 1986 zusammen mit seinem Vater zum ersten Mal nach Unterneukirchen kam. Josef "Ufo" Unterforsthuber hat ihm das Weitschießen damals so ans Herz gelegt, dass er nicht mehr davon los kommt. Der Funktio-när des Deutschen Eisstock-Verbandes (DESV) lobte die perfekten Bedingungen. Mit nicht ernst gemeinter Ironie fügte der Heidenheimer an, dass nur noch Kunsteis fehle. Anschließend nahm der DESV-Weitenfachwart zusammen mit Schirmherrn Mayer die Siegerehrung der am Samstag stattgefundenen Deutschen Meisterschaften vor. Dabei zeigte er sich besonders erfreut über die rege Teilnahme der Damen mit 18 Aktiven aus vier Regionen. Lediglich die Region Ost entsandte keine Sportlerin nach Oberbayern.
Köstliche schwarzrotgoldene Tage organisierten die Grünweißen des SV Unterneukirchen am vergangenen Wochenende. Diesen Kuchen backte Annalena Leitner, die sich wenige Stunden später als 1. Deutsche Meisterin in die Geschichtsbücher des nationalen Eisstocksports eintrug.
In allen drei Wertungsklassen bekam der stärkste nichtbayerische Starter einen "Ehrenteller für den besten Flachländer". Unfassbar dabei die Leistung von Kirsten Schmidt. Die Hessin von Eintracht Frankfurt hatte zum ersten Mal vor zwei Monaten ei-nen Weitenstock in der Hand und gewann bei den Damen auf Anhieb Bronze. Abschließend übergab Winkler aus dem DESV-Fördertopf 900 Euro Aufwandsentschädigung für die Organisation der beiden Meisterschaften. Zudem wurde ein vom ehemaligen Bundestrainer Josef Unter-forsthuber gestiftet Stiel unter den jüngsten DM-Teilnehmer verlost, der in Person von Nico Herr künftig in Baden-Württemberg auf Weitenjagd geht. Als Chef des perfekt funktionierenden Organisationsteams bedankte sich Christoph Neugirg bei allen Personen, die zum Gelingen der Großveranstaltung beigetragen haben. Sein besonderer Dank galt der Gemeinde, dem Bürgermeister und vor allem dem Winterdienst, der das Schnee-chaos rund um den Veranstaltungsort vergessen ließ. "Ohne meine Helfer aus Chieming, Dietersburg, Engelsberg, Freilassing-Hofham, Lampoding, Mitters-, Pleis-, Schwind- und Taufkirchen hätte es die beiden Meisterschaften nicht gegeben", stellte Neugirg klar. Die durch Stocksporthalle, Kraftraum, Turnhalle und Hotel perfekten Bedingungen kann der DESV auch weiterhin für seine Nationalkaderlehrgänge nutzen. Sollten die "Norddeutschen Freunde" auch mal einen Weitenlehrgang in Unterneukirchen in Betracht ziehen, bot Neugirg an "kommt doch einfach".
DESV-Weitenfachwart Matthias Winkler (Mitte) übergab aus dem Fördertopf des Deutschen Eisstock-Verbandes (DESV) 900 Euro als Aufwandsentschädi-gung für die Organisation der beiden Meisterschaften an den OK-Chef Christoph Neugirg (links) und SVU-Vorsitzenden Jochen Englmeier.
Der Festabend wurde von der Band Breakdown Lane musikalisch umrahmt und von Adi Hager und Sepp Prambs mit zwei humorvollen Sketchen übers Eisstockschießen und Watten bereichert.
Foto(s): PresseService Albert Kamhuber
Zuletzt geändert am: 10.01.2019 um 10:30
Zurück